Die Kartoffel – ein Beispiel für pflanzliche Abwehrmaßnahmen

 

In der Kartoffel laufen verschiedene Abwehrvorgänge ab. Es werden eine ganze Reihe von Abwehrstoffen bereitgestellt. Neben den Saponinen finden sich Phenole, Alkaloide, Sexualhormone, Polyphenoloxidasen, um nur einige zu nennen.

 

Einige Stoffe werden erst gebildet, wenn die Kartoffel verletzt wird. Das passiert beispielsweise, wenn ein Tier die Kartoffel anbeißt, aber auch wenn die Knolle beim Transport beschädigt wird. In diesen Fällen bewirkt Systemin, ein kleines Eiweißmolekül, das als Signalstoff in wenigen Stunden die gesamte Pflanze durchdringt, dass die Kartoffel massenhaft Enzymhemmstoffe bildet. Diese binden an die eiweißverdauenden Enzyme des Menschen oder des Tiers und macht sie unwirksam. So wird das Kartoffeleiweiß unverdaubar und ist als Nahrungsmittel teilweise nutzlos.

 

Bei einer Analyse der Inhaltsstoffe ist dies nicht erkennbar. Ein Untersucher hält unter Umständen die so veränderte Kartoffel sogar für wertvoller, als sie ursprünglich war. Der Eiweißgehalt der Kartoffel hat sich durch die vermehrte Menge an Hemmstoffen, bei denen es sich ja um Eiweiße handelt, um ca. 1% erhöht.

 

Einen wichtigen Schritt zur Anpassung von Pflanzen an menschliche Bedürfnisse stellt das Garen der Nahrung dar. Beispielsweise wird die Stärke der Kartoffel durch den Kochvorgang wesentlich besser verdaulich. Verarbeitungsmethoden von Pflanzen bewirken oft, dass zahlreiche gefährliche Substanzen entweder zerstört, oder entfernt werden.

 

Der Kartoffel wurde durch Züchtung der hohe Gehalt an Solaninweggezüchtet, sodass unsere Kulturkartoffeln in der Schale kaum mehr dieses Gift enthalten. Durch  Kochen werden verbliebene Abwehrstoffe aus der Kartoffelschale herausgelöst. Deshalb kommt normalerweise niemand auf die Idee das Kochwasser von Kartoffeln weiter zu verarbeiten, wie dies mit der Gemüsebrühe oft geschieht. Auch die Schalen werden im allgemeinen verworfen und sind nur bei sehr jungen Knollen genießbar.

©K. Seubert 2002