Pflanzen benutzen Tiere zur
Verbreitung ihrer Art. Dabei stellt das Fleisch der Früchteden Lohn für
die Verbreitung der Pflanzenkeime dar. Die Keime sind häufig mit einer starken
Schale versehen und durch giftige oder unbekömmliche Substanzen vor dem Verzehr
geschützt. Häufig findet man Blausäure und Gerbstoffe. Oft verhindern weitere
Eigenschaften der Keime und deren Verpackung, dass sie ebenfalls konsumiert
werden. Hierzu zählen Schlüpfrigkeit, Form und Größe der Kerne und Samen.
Früchte, die durch Vögel verbreitet
werden sollen, fallen in erster Linie durch ihre leuchtenden Farben auf. Sie
werden von der Pflanze auch häufig an einer Stelle angeboten, wo sie für andere
Tiere schlecht erreicht werden können. Man denke an Kirschen oder Pflaumen.
Früchte, deren Samen Säugetiere als
Transporteure benutzen, haben häufig einen charakteristischen Duft. In den
letzten Jahren konnte man mit Hilfe der Gaschromatographie die Struktur vieler
Duftstoffe aufklären und bestimmten Gruppen zuordnen. Nur wenige Früchte
erzeugen ihren charakteristischen Duft durch eine einzige Substanz. Beispiele
dafür sind Apfel, Pfirsich und Kokosnuss.
Eine weit aus größere Anzahl von
Früchten verströmen ein Gemisch von flüchtigen Verbindungen. Bei Aprikosen sind
mindestens 10 Monoterpene für den charakteristischen Geruch verantwortlich.
Anders als die aromatischen, wohlriechenden Stoffe sind scharfe,
chemische Verbindungen und Bitterstoffe häufig Warnsignale und Abwehrstoffe.
Sie werden von den Konsumenten im allgemeinen als Hinweis für Ungenießbarkeit
interpretiert. Allerdings ist diese Interpretation veränderbar. Durch scharfes
Gewürz ausgelöste Schmerzempfindungen aktivieren im Gehirn das Endorphin-System und bewirken neben der angenehmen,
beruhigenden und schmerzstillenden Wirkung der endogenen Morphine bei manchen
Menschen eine Abhängigkeit von scharfen Gewürzen.
Generell kann festgestellt werden,
dass Duft-, Bitter und Scharfstoffe immer der Interpretation unterliegen. So
können die Duftnoten der Schwefelverbindungen von Zwiebel und Knoblauch als
angenehm, von anderen Menschen aber eher als abstoßend empfunden werden.
Bestimmend für den Duft ist in erster Linie eine aliphatische
Disulfidbrücke. Es handelt sich dabei um eine chemische Verbindung mit zwei
Schwefelatomen. Interessanterweise gibt es eine schwefelhaltige Substanz mit 5
aneinander gereihten Schwefelatomen (Lentionin), die von allen Menschen als
angenehm aromatisch empfunden wird. Es handelt sich um den Aromastoff des
japanischen Schitakepilzes.
Wie anfangs erwähnt, setzen Pflanzen
diese Aromastoffe ein, um das Verhalten von Säugetieren zu steuern. Wird die
biologische Bedeutung von uns umgedeutet, wie es beispielsweise bei
Bitterstoffen passieren kann, besteht die Gefahr, dass wir das Warnsignal der
Pflanzen falsch interpretieren und damit unter Umständen Schaden nehmen.
©K. Seubert 2002