Im Kampf um ihr Überleben haben die meisten
Pflanzen den Nachteil ortständig zu sein. Das erfordert Lösungen für die
Verbreitung der Art. Auch solche zum Schutz vor „Überweidung“ durch Fraßfeinde
mussten gefunden werden. Um das Überleben zu gewährleisten, mussten Pflanzen
außerdem Strategien für Besonderheiten ihres Standortes entwickeln, wie
Anpassungenan klimatische Einflüsse wie Frost und
Trockenheit. Es finden sich außerdem biochemischer Reaktionswege zur Handhabung
von Schwermetallbelastungen, Versalzung und Mechanismen zur Entgiftung von
verschiedensten chemischen Substanzen.
In letzter Zeit wird zunehmend deutlich,
dass Pflanzen Mechanismen entwickelt haben, die ihre
Nachteile ausgleichen und das Verhalten von Tieren steuern. Pflanzen benutzen
Früchte, die von bestimmten Tieren gefressen und an anderer Stelle wieder
ausgeschieden werden, um ihre Art zu verbreiten. Sie steuern mit Inhaltsstoffen
das Fraßverhalten der Tiere. Sie informieren sich gegenseitig über Gefahren.
Das geschieht beispielsweise mit Hilfe von flüchtigen Stoffen, die durch die
Luft getragen werden. Man fand vielfältige Wechselbeziehungen zwischen Tieren
und Pflanzen, aber auch zwischen Pflanzen. Die Untersuchung dieser Beziehungen
steht noch am Anfang und wir werden uns noch auf viele Überraschungen
einrichten müssen.
Bedingt durch das
geringe quantitative Angebot waren die frühen Menschen gezwungen ein großes
Sortiment von verschiedenen Pflanzen zu essen. Durch Einschränkung des
Spektrums und spezielle Züchtungen wurden die Erträge der Nahrungspflanzen
enorm gesteigert. Dies führte zu einer wesentlichen Einschränkung der Anzahl
der für die Ernährung benötigten Pflanzen der modernen Menschen. Häufig werden
in europäischen Ländern weniger als ein Dutzend verschiedene wichtige
Nutzpflanzen als Grundnahrungsmittel angebaut.
Dabei wurden im
Laufe der Jahrtausende die Nutzpflanzen für die Bedürfnisse des Menschen
optimiert. Es wurden insbesondere Eigenschaften von Nahrungspflanzen
selektiert, die den Anforderungen des Menschen am Besten entsprachen.
Abwehrstoffe gegen Fraßfeinde, was für die Pflanze auch der Mensch ist, wurden
weggezüchtet. Dadurch wurden die Kulturpflanzen auch für „Schädlingsbefall“
anfällig. Durch geschickte Auswahl und Kreuzungen wurden andererseits die vom
Menschen gewünschten Eigenschaften, wie Anteil an Kohlenhydraten, immer weiter
erhöht.
©K. Seubert 2002