"6 Gramm Kochsalz täglich
sind
lebensnotwendig,
6 Kilogramm
tödlich."
Mit großen Bedenken sehen heutzutage die
Ernährungswissenschaftler, dass der Kochsalzverbrauch in den westlichen Ländern
ständig steigt. Während ein Sollwert von 6 Gramm pro Tag nicht überschritten
werden sollte, liegt der tatsächliche tägliche Verbrauch bei etwa bei 12 – 14
Gramm. Es ist eine Tatsache, dass Kochsalz in den vergangenen Jahrtausenden
regional sehr ungleichmäßig verfügbar war. Während es an der Küste in
reichlicher Menge zur Verfügung stand, war es im Inland so rar, dass es mit
Gold aufgewogen wurde. So stellte für breite Bevölkerungsschichten Kochsalz
früher eine kostbare und begehrte Rarität dar. Aus diesem Grund gibt es in
unserer Bevölkerung ca. 30% Menschen, die auf die übermäßige Kochsalzzufuhr mit
Blutdruckerhöhung reagieren.
Andererseits ist Salz das Gewürz schlechthin. Selbst
Süßspeisen werden geschmacklich abgerundet, wenn man ihnen Salz zusetzt. Der
früher häufig bestehende Salzmangel scheint bewirkt zu haben, dass sich ein
Sättigungsgefühl für zu viel Salz nicht entwickelt hat.
Die
Philosophie unserer Industrie, die ständiges Wachstum auf der Basis von
verstärktem Konsum verlangt, setzt deswegen Salz in riesigen Mengen ein. Dabei
lässt sich eine empfohlene Menge von 6 Gramm Salz pro Tag kaum einhalten, wenn
Nahrungs- und Genussmittel, die industriell gefertigt wurden, verzehrt werden.
Die Gewöhnung an hohe Salzmengen führte beispielsweise dazu, dass der
Salzgehalt in gerösteten Erdnüssen in
den letzten 10 Jahren pro 100 Gramm um ca. 2 Gramm erhöht wurde.
Das heißt, wir nehmen mit Fertigsoßen und Suppen,
Knabbergebäck, Kartoffel Chips, Erdnüssen, Fertignahrung, wie Hamburger, aber
auch mit Kuchen, Wurstwaren, Fischkonserven und ähnlichem eine derartig große
Menge an Salz zu uns, dass die Ernährungsfachleute mit Recht empfehlen, man
solle zumindest auf das routinemäßige Zusalzen fertiger Speisen verzichten. Es
ist sicher richtig, den Leuten, die durch eine Kochsalzeinschränkung eine
Verminderung eines hohen Blutdrucks erreichen, zu empfehlen sich auf eine
tägliche Kochsalzzufuhr von 6 g zu beschränken.
Dies
aber auf die gesamte Bevölkerung zu erweitern entbehrt jeder Grundlage. Bei
sonst gesunden Leuten hatte eine Salzbeschränkung
auf unter 6 Gramm pro Tag keinen
Einfluss auf den Blutdruck. Wird das Kochsalz sehr stark eingeschränkt, kommt
es trotzdem bei ca.
2/3 der
Versuchsteilnehmer zu keiner Veränderung des Blutdrucks. Etwa 20% erleben unter
dieser Kochsalzeinschränkung überraschenderweise sogar einen Blutdruckanstieg.
Zusätzlich ist der Zusammenhang zwischen erhöhtem
Blutdruck und dem Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen wesentlich
geringer als man bisher angenommen hat. Das Risiko eine dieser beiden Krankheiten
zu erleiden, erhöht sich sogar, wenn der Blutdruck zu rasch abgesenkt wird.
Eine drastische Kochsalzeinschränkung, wie vielfach
gefordert. Für die gesamte Bevölkerung ist das sicher eine falsche Empfehlung.
Allerdings lohnt es sich bei Hochdruckpatienten zu prüfen, ob deren Blutdruck
auf eine Kochsalzeinschränkung reagiert. Dann sollte eine mäßige
Kochsalzeinschränkung auf ca. 6 Gramm Kochsalz pro Tag empfohlen werden.
©K. Seubert 2002