In den letzten
Jahren zeigte sich zunehmend, dass nicht so sehr Cholesterin krank macht,
sondern viel mehr oxidiertes Cholesterin.
Um sich zu verdeutlichen, warum in erster Linie oxidiertes
im Gegensatz zu normalem Cholesterin die Arterienverkalkung verursacht, müssen
wir folgendes wissen: wird ein Stoff oxidiert, dann verändert er seine
ursprünglichen physikalischen und chemischen Eigenschaften total. Man denke an
Eisen das rostet. Das Oxidationsprodukt Rost hat mit Eisen keine
Gemeinsamkeiten mehr. Es ist nicht mehr metallisch glänzend, sondern braun,
nicht mehr schmiedbar, sondern bröckelig und verliert einen großen Teil der
Leitfähigkeit für Wärme und elektrischen Strom.
Wie
in letzter Zeit aus zahlreichen experimentellen und klinischen Studien
hervorgeht, wird oxidiertes LDL-Cholesterin („schädliches“ Cholesterin) nicht
mehr als körpereigen erkannt und dann vom Immunsystem wie ein Bakterium oder
Virus behandelt. Bei einem Teil der Menschen, bei denen größere Mengen
oxidiertes Cholesterin im Blut zirkuliert, lassen sich Abwehrstoffe
(Antikörper) für oxidiertes Cholesterin nachweisen. Die Gefäßwand bildet
Bindungsstellen für oxidiertes Cholesterin an denen tragischerweise Fresszellen
und Blutgerinnungsbestandteile binden. Diese können die Bildung von
Blutgerinnseln bewirken und damit einen Schlaganfall oder Herzinfarkt
verursachen.
Es
erhebt sich die Frage, was die Oxidation von LDL
verursacht.
Chemisch nennt man Substanzen die Oxidation verursachen können Radikale Es handelt sich dabei um sehr
reaktionsfreudige Substanzen, die anderen Substanzen Elektronen entreißen
können.
Radikale
entstehen beim Rauchen in
riesigen Mengen durch die Verbrennung von Zigarettentabak. Deswegen sind
Raucher sehr stark gefährdet eine Arterienverkalkung zu entwickeln.
Darüber
hinaus ist „Häm-gebundenes Eisen
ein stark wirksamer Katalysator
für die Oxidation von LDL. Dieser Stoff wird beim Abbau von
roten Blutkörperchen in der Milz frei und gelangt dann über den Blutweg ins
Knochenmark, wo er für den erneuten Aufbau von roten Blutkörperchen benötigt
wird.
Die Menge von Oxidationsprodukten, die durch diese
katalytische Wirkung von Eisen entsteht, ist von der Menge an zirkulierendem
Eisen abhängig. Tragischerweise besitzen Raucher mehr rote Blutkörperchen als
Nichtraucher, weil durch das Verbrennungsprodukt Kohlenmonoxid ein Teil
blockiert ist und dadurch keinen Sauerstofftransport durchführen kann.
Bis
zur Menopause
profitieren
Frauen davon, dass sie durch die monatliche Menstruation Eisen verlieren und
dadurch weniger „Katalysator“ für die Oxidation in den Blutbahnen unterwegs
ist, als bei Männern. Nach den Wechseljahren nivelliert sich dieser Effekt
allmählich. Die weiblichen Eisenspiegel steigen an. Die Infarkthäufigkeit ist
dann ab dem 70. Lebensjahr für Frauen und Männer gleich.
Andererseits kann nur LDL-Cholesterin oxidiert werden,
das im Blut zirkuliert. Deswegen sind alle Maßnahmen, die Cholesterin im Blut
vermindern, Maßnahmen dessen Oxidation zu verhindern. Wie gesagt ist es nicht
möglich Cholesterin nennenswert über Ernährungsmaßnahmen zu vermindern. Es
gelingt im gewünschten Ausmaß nur, wenn man mit entsprechenden Medikamenten den
Aufbau von Cholesterin im Körper behindert. Es handelt sich hierbei um eine von
der Industrie sehr geförderte Maßnahme, weil sie große Umsätze bringt.
Die
medikamentöse Therapie wird unter Umständen jedoch mit bedrohlichen
Nebenwirkungen erkauft. Dies zeigt beispielsweise die erforderliche Marktrücknahme
eines Cholesterinsyntheseenzym-Hemmers, der den Zerfall von Muskelgewebe
bewirkte. Wesentlich wirksamer sind jedoch andere Maßnahmen: man sollte die
Zufuhr von freien Radikalen soweit es geht vermindern. Dies kann insbesondere
durch Verzicht auf Rauchen passieren.
Das
Eisen, das die Oxidation bewirkt, wird über die Nahrung aufgenommen.
Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten wesentlich weniger Eisen, das für unseren
Körper verwertbar ist. Deswegen haben Vegetarier im allgemeinen niedrigere Eisenspiegel
im Blut und in der Folge auch weniger Arterienverkalkung.
Als
weitere Quelle oxidierter und damit gefährlicher Nahrungsbestandteile ist die
industrielle Fertigung von Nahrungsmitteln zu nennen. Industriell gefertigte,
so genannte Frischei-Produkte werden heutzutage in erster Linie mit Eipulver
hergestellt.
Vollmilchschokolade und Speiseeis wird durch den Einsatz von Milchpulver erzeugt und in Soßen und
Fertigsuppen findet sich neben diesen Bestandteilen auch Sprühfett.
Alle
3 Produktgruppen werden durch so genannte Sprühverfahren
hergestellt, das heißt sie werden
fein verteilt in die Luft gesprüht, wo sie trocknen bzw. erstarren, was ein
leicht zu verarbeitendes Pulver ergibt. Jedoch verursacht das Versprühen von
Fett, Milch oder Ei eine sehr starke Vergrößerung der Oberfläche. Es kommt zu
einem intensiven Kontakt mit heißer Luft was einen nicht geringen Anteil dieser
so genannten Frischprodukte oxidiert. Der Anteil oxidiertem Cholesterins in Sprühprodukten
ist in Folge dessen häufig 150 bis 200 mal so hoch wie in den natürlichen
Ausgangsstoffen.
Daraus ergibt sich die Forderung, Nahrungsmittel
möglichst frisch aus ihren Grundprodukten selbst herzustellen. Industrielle
Fertigprodukte bergen die Gefahr einer erheblichen Zufuhr des für die Entwicklung
der Arterienverkalkung so bedeutsamen oxidierten Cholesterins.
©K. Seubert 2002