Kaffee - Genuss ohne Reue?

 

Nach einer Sage beobachteten Mönche des Klosters Ghebel Abor um 850 n. Chr., dass Ziegen, die Früchte eines Strauches aßen, besonders munter umher sprangen. Weil sie diese Wirkung auf die Früchte zurückführten, versuchten sie diese ebenfalls zu essen. Wegen des bitteren Geschmacks spieen sie sie allerdings sofort wieder aus und warfen die übrigen Früchte ins Feuer. Nach einiger Zeit entwickelten die Früchte dort einen herrlichen Duft. So lernten die Mönche die Kerne der Früchte zu rösten, sie zu zerkleinern und mit heißem Wasser aufzubrühen. Ein neues anregendes Getränk war geboren, der Kaffee.

 

Nach Europa gelangte das Getränk allerdings erst im 17. Jahrhundert. Nach der Belagerung von Wien im Jahre 1615 n. Chr. ließen die Türken 500 Säcke mit Kaffee zurück. In der Folge wurde in Wien das erste Kaffeehaus  von dem Polen Georg Franz eröffnet.

 

Eine andere Quelle für Koffein ist Tee. Der Teekonsum nahm seinen Ausgang in China. Bereits vor der Zeitenwende wurde dort Tee genossen. Im Jahr 1610 wurde Tee von den Holländern nach Europa gebracht. Von 1699 bis ins 19. Jahrhundert hatten die Engländer mit ihrer „East India Company“ das Monopol für den Teehandel.

 

Weltweit konnte sich Tee gegen Kaffee nicht durchsetzen. Es wird heute achtmal soviel Kaffee wie Tee getrunken. Auch in Deutschland wird überwiegend Kaffee konsumiert. Lediglich Ostfriesland macht mit überwiegendem Teegenuss eine Ausnahme.

 

Es stellt sich die Frage, warum es zum Siegeszug der koffeinhaltigen Produkte kam. Koffein ist ein Alkaloid. Eine Tasse Kaffee enthält ca. 100-200 mg Koffein, eine Tasse Tee ca. 50 mg. Koffein erregt die Großhirnrinde, das Atem- und das Kreislaufzentrum, verengt die Blutgefäße und regt die Urinproduktion stark an. In der Gehirnrinde wirkt dieses Alkaloid anregend und euphorisierend über die verstärkte Bildung des Gehirnbotenstoffs Serotonin. Weil die Serotoninspiegel des Gehirns am frühen Morgen niedrig sind, brauchen viele Menschen ihre Tasse Kaffee am Morgen, um ihre Stimmung zu verbessern. Das gilt ebenso für den späteren Nachmittag, wenn viele Menschen noch eine Tasse Kaffee „drauflegen“.

 

Weil in der Dunkelheit Serotonin zu Melatonin umgebaut und damit die Stimmungslage schlechter wird, ist Kaffee hauptsächlich ein Getränk der dunkleren Zonen. Aus den genannten historischen Gründen ist nur in Großbritannien und Irland Tee die Hauptkoffeinquelle, sonst ist sie Kaffee. Die konsumierte Koffeinmenge nimmt in Europa nach Norden hin zu. Eine Ausnahme bilden Gebirgstäler. Hier wird wegen der geringeren Sonneneinstrahlung auch in südlicheren Breiten mehr Kaffee getrunken. Alkoholika am Abend bremsen den Abbau von Serotonin zusätzlich und ergänzen dadurch das „antidepressive Behandlungsprogramm“.

 

Wenn Frauen mindestens 4 Tassen koffeinhaltigen Kaffee täglich trinken, haben sie ein 25% reduziertes Risiko, sich die Gallenblase wegen Steinen operieren lassen zu müssen. Wahrscheinlich entsteht der Schutz durch die koffeinbedingte Anregung der Gallenblase zu Kontraktionen.

Dieser Schutz ist auch bei Männern nachweisbar. Weil Frauen jedoch 2- bis 3-mal so häufig unter Gallensteinen leiden, ist das neue Untersuchungsergebnis wichtig.

 

©K. Seubert 2002