Eure Nahrungsmittel
sollen Heilmittel,
Eure Heilmittel
sollen Nahrungsmittel sein.
Hippokrates
Eine wachsende Zahl von Menschen leidet in unseren
Tagen an psychischen Störungen, die durch vielfältige Frustrationen ausgelöst
werden. Eine beliebte Reaktion darauf ist häufig der Griff zu den jederzeit
verfügbaren Nahrungs- und Genussmitteln. Der Mensch lernt, dass er mit Hilfe
von Zucker, Alkohol, Opiaten, die im frischen Brot und vielen Nahrungsmitteln
enthalten sind, oder auch mit Tryptophan in Schokolade im Gehirn Veränderungen
erzeugen kann, die eine depressive oder frustrierte Stimmungslage bessert.
Das
heißt die Nahrungsmittel werden
verzehrt um psychische Wirkungen zu erreichen. Dabei wird in Kauf genommen,
dass viel mehr konsumiert wird, als der Körper braucht. Ein scheinbarer Ausweg
aus der Situation war die Entwicklung von Produkten, die ein ähnliches
Geschmackserlebnis und Sättigungsgefühl bringen, ohne die normalerweise in den
Lebensmitteln enthaltenen Nährstoffe zu liefern.
Die
Rede ist von so genannten Lightprodukten
und Fettersatzstoffen. Inzwischen
gibt es kaum mehr einen Lebensmittelsektor in dem nicht Lightprodukte angeboten
werden. Selbst im Bereich der Tiernahrung findet man sie inzwischen. Dies
hauptsächlich deswegen, weil Haustiere durch den Einfluss des Menschen ihre
natürlichen Ernährungsgewohnheiten verloren haben und die gleichen
Zivilisationskrankheiten entwickeln wie der Mensch.
Die Werbung erzeugt
den Eindruck, man könne ungestraft all das verzehren, wonach einem der Sinn steht,
ohne die schädlichen Folgen oder eine Gewichtszunahme erleben zu müssen, wenn
man Ersatzstoffe zu sich nimmt. Die scheinbare Lösung ist Fett zu reduzieren,
unter Umständen Zucker durch Zuckerersatzstoffe zu ersetzen und damit
hemmungslos schlemmen zu können. Häufig wird Volumen durch ein Mehr an Wasser
erzeugt. Dies bewirkt natürlich, dass die Nahrungsmittel nicht mehr den
gewohnten Geschmack und Geruch aufweisen.
Jedoch
hilft die chemische Industrie mit Geschmacks- und Geruchsstoffen. Diese werden
den Lightprodukten zugesetzt und korrigieren oder überkompensieren die
unerwünschten Sinneseindrücke.
So
wird bei der so genannten Lightbutter oder bei der Halbfettbutter
Fett durch
Wasser ersetzt. Damit die Eigenschaften von Butter wieder erreicht werden, ist
eine große Menge an Chemie nötig. Emulgatoren sorgen dafür, dass Fett und
Wasser sich entsprechend mischen, Konservierungsmittel, Aromastoffe und so
genannte natürliche Farbstoffe sorgen für die nötigen Korrekturen für die
Sinnesorgane.
In
den letzten Jahren ist es gelungen Stärke, also reinen Zucker, chemisch so zu
bearbeiten, dass sie wie Fett
schmeckt. Dazu wird die Stärke mit Schimmelpilzenzymen
und Säuren so verändert, dass sie eine cremige Konsistenz bekommt. Mit
entsprechenden chemischen Zusatzstoffen entsteht der Eindruck von Sahne.
Eine andere Variante verwendet das Billigeiweiß der
Molke. Dieses Eiweiß wird zu kleinen Kügelchen verarbeitet. Bei einer bestimmten
Größe und der Eigenschaft aneinander zu haften entsteht auf der Zunge ein
Gleitfilm, der den Eindruck von Fett erzeugt.
Weil
ein Gramm Fett ungefähr doppelt so viel Energie enthält wie Eiweiß und Stärke,
entstehen daraus sogenannte fettreduzierte Erzeugnisse, die sich dann als
Lightprodukte vermarkten lassen. Als Inhaltsstoff wird häufig der Fettersatz
mit dem Begriff „Molkeneinweißerzeugnis" umschrieben. Wegen des hohen
Wasseranteils kann man Halbfetterzeugnisse häufig nicht stark erhitzen. Das
Wasser verdampft, die Fettersatzstoffe verlieren ihre fettähnlichen
Eigenschaften. Sie sind also zum Braten nicht geeignet.
Als
Lösung wurden Fettersatzstoffe auf Silikonbasis entwickelt. Ein weiterer „Vorteil“ der letzteren ist, dass sie
nicht verdaut werden können. Das hat jedoch einen Nachteil: Öl und Fett im
Stuhl erzeugt teilweise nicht kontrollierbaren Durchfall. Weiter besteht die
Gefahr, dass das Silikonfett wichtige andere fettlösliche Stoffe, wie
fettlösliche Vitamine, mit aus dem Körper befördert. Ein weiteres ungelöstes
Problem ist, dass ca. 1% des Fettersatzes in den Körper aufgenommen wird.
Niemand weiß bisher, wohin der Stoff gelangt und was er im Körper bewirkt.
Deshalb ist dieser Fettersatz bisher in Deutschland verboten.
Füttert man Hunde
mit Nährstoffen, die Fettersatzstoffe enthalten, dann frisst der Hund
anschließend soviel zusätzlich, bis er die für ihn notwendige Fettmenge
aufgenommen hat. Das heißt, die Fettersatzstoffe werden nicht als Fett
wahrgenommen und führen zu vermehrtem Konsum. Gleiches gilt für
Zuckerersatzstoffe, wie Süßstoffe. Deshalb werden Süßstoffe erfolgreich in der
Tiermast eingesetzt.
Lightprodukte und
Fettersatzmittel steigern den Lebensmittelumsatz und das Gewicht derjenigen die
sie verzehren.
©K. Seubert 2002